Rosenfall

Ich drücke die rau trübe Glastüre auf
hole tief Luft und steige hinein.
Dann starr ich nach oben zum Duschkopf hinauf
Spüre die Tageslast, fühl mich unrein.

Die Schultern vor Schmerzen zusammengekrampft
regnet es brennend doch seltsam vertraut,
wie Wasser auf Feuer zischend verdampft
Rosen auf meine geschundene Haut.

Sie prasseln mit Dornen und Stielen hinab.
Wie tausende Nägel die Müdigkeit bannen
Und wetzen die Bürde der Tageslast ab
Bis meine Schultern sich wieder entspannen.

03:00 Uhr (Japanzeit)
Mittwoch, 7. September 2011

Ich denk an euch

Wenn jeder von euch bei mir bleiben würde
Wo fänden wir auf diesem schmalen Weg Platz?
Die Entscheidung zu geh‘n ist die letzte Hürde.
Ihr wisst, jeder sucht sich den eigenen Schatz.

Geliebte Freunde und Wegbegleiter
Auch wenn ich mich bei euch genügsam gebe
wird unser Weg dadurch keineswegs breiter
Versteht, dass ich nun etwas Neues anstrebe.

Und doch werd‘ ich allen mein Lächeln schenken.
Nachdem ihr mich lange vergessen habt
Werde ich immer zurück an euch denken
Und wünschen, dass ihr es auch alle gut habt.

Montag, 8. August 2011
17:52 Uhr (Japanzeit)

Der Panzerglaswürfel

Bodenlos schalldicht und doch transparent
Beobacht‘ ich hinter sechs Panzerglaswänden
Ausdruckslos schweigend und indifferent
Den tobenden Krieg seine Freiheit schänden.

Von Kämpfen verfärbt, verdreckt, verstaubt,
zeigen nur Lücken noch Szenen der Schlachten
und einzig die Hoffnung steht aufrecht und glaubt
ganz still einem Ende entgegen zu trachten.

Zunehmend finster wird es jetzt hier drin.
Bald dringt nichts mehr durch von all dem Getose.
Vollkommen gleichgültig geb‘ ich mich hin,
Verlier‘ mich im Denken ins Grenzenlose.

Gefangen in schwankender Klaustrophobie
Zucke ich plötzlich erschrocken zusammen;
Auf einmal in mächtiger Euphorie
Frisst Regen den Dreck auf wie unter Flammen.

Und durch alle Fronten des Regens hindurch
werfen die Lichtstrahlen lebhafte Töne
von jenseits des Würfels zu mir hindurch
in Hoffnung, dass ich mich mit ihnen versöhne.

Sonntag, 7. August 2011
20:39 (Japanzeit)

Kibogaoka

Das Dorf liegt friedlich abgelegen
In farbenfrischer Atmosphäre
So schön, als ob es nur meinetwegen
diesseits der Erde errichtet wäre.

Mitunter ertönt am späten Morgen
Die ortsbekannte Melodie
Die aufruft, Abfall zu entsorgen.
Wenn mir die Nacht nur Ruh verlieh!

Neben dem Rauschen der Blätter durchbohrt
der Lärm der Zikaden gefolgt vom Gedröhn‘.
junger Motoren stechend den Ort
Reißt mich aus meines Traumes Höh‘n.

Wer hat bloß damals dieses Land
Nach der aufgeh‘nden Sonne getauft?
Sie geht nicht auf, sie steht in Brand
hat sich die Nacht in Flammen erkauft.

Freitag, 5. August 2011
01:08 Uhr (Japanzeit)

Nichtige Begleiter

Wenn die Zeit wie Wasserbäche
Durch ein Flussbett fließen würde
Und auf ihrer Oberfläche
Alles Alte schwimmen würde

So würden wir seh’n wie schnell sie fließt
Wie sie gnadenlos alles mit sich reißt
Und je mehr du dich diesem Anblick entziehst
Wird dir gewahr, worauf sie hinweist.

Wo wird der Strom der Zeit wohl enden
Wenn Horizonte sich immer erweitern.
Doch wenn wir uns ihnen stets zuwenden
Wird der Ballast zu nichtigen Begleitern.

Sonntag, 10.07.2011

09:59

Audiovertonung

Abschied

Schlaftrunken durchknete ich mein Gesicht
Während der Tag mich besonnen belacht
Ich nipp‘ an der Tasse und setz mich ins Licht
Und wart‘ bis die Sehnsucht in mir erwacht

Der Kreislauf des Denkens zeigt mir erneut
Wie schnell der Mond seine Runden dreht.
Bis die Asche erloschenen Feuers sich streut
Und aus altem Leid neuer Stolz entsteht

Bald kommt der Abschied von einem Geschenk
Das ich noch bis dahin behalten darf
Vergänglichkeit windet sich ungelenk
Um alte Chancen die ich einst verwarf.

Donnerstag, 07.07.2011
08:59

Audiovertonung

Maske der Unschuld

Ich fühl mich gerade wie katapultiert
In eine vollkommen vergessene Zeit
Ein Satz hat gereicht und ganz kurz gefriert
Mein Herz, das sich aus seiner Unschuld befreit.

Dann tau ich es auf mit zäher Geduld
Bis der Herzschlag sich wieder normalisiert
Und ziehe noch an die Maske der Unschuld
Während das Herz dumpf weiterpulsiert.

Vergang‘nes soll erst mal vergangen bleiben
Im Winter veralteter Zeiten vergraben.
Und weiterhin werde ich niederschreiben
Was ich und mein Herz beobachtet haben

Mittwoch, 29.06.11

00:57

Audiovertonung

Geheimnis

Die Schlacht wird wieder ausgetragen.
Im Schutze verborgener Undeutlichkeit
Umhüllt sich das Geheimnis verschlagen
In ein Gewand aus Zweideutigkeit.

Geflüster verschließt sich im Hintergedanken,
verheimlicht verzerrt ihre Aussicht nach mehr.
Lügen, die sich um Geschehnisse ranken
Trügen und trüben die Sicht allzu sehr.

Und letztlich bleibt alles im Herzen verborgen
Behutsam in hinterste Ecken getrieben
Denn heut‘ werd‘ ich all meine heimlichen Sorgen
Wie immer schon wieder auf morgen verschieben.

Dienstag, 28. Juni 2011
12:06

Audiovertonung

Geschützt: Traumtänzer

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Medusa

Inmitten versteinerten Sinnesreizen
Mit schlängelnder Mähne vor ihrem Gesicht
Versucht sie die Stimmung uns aufzuheizen
Die Stimmung vor ihrem letzten Gericht

Es fielen zum Opfer schon so viele Herzen
Und mit ihnen alles was in ihnen war
Sie spüren kein Leid mehr und auch keine Schmerzen
Sind schlichtweg erstarrt und unerreichbar

Ich weiche ihr aus mit Ruh‘ und Geschick
Und seh‘ überall ihre Spiegelung
Medusa der Herzen, wende den Blick.
In mir pocht der Zauber noch feurig und jung.

Montag, 20. Juni 2011
20:39

Audiovertonung

Was weiß der Acker vom Regen

Was weiß der Acker vom Regen
Außer dass er Leben bringt?
Und weiß der Regen hingegen
Dass er im Acker entspringt?

Der eine dreht ernsthaft tollkühne  Runden
um näher der Sonne entgegen zu fliegen
Doch kehrt dann nach unübersehbaren Stunden
Zurück um den Boden mit hochzukriegen

Dabei wäscht er eifrig die Erde aus
Befreit sie von all ihrer nutzlosen Last
Holt Bilder vom Jenseits aus sich heraus
Um sie einzuladen ohne jegliche Rast.

Wie kann Schweres jemals fliegen
Wenn die Natur es nicht erlaubt?
Letztendlich bleibt der Acker liegen
der nie gewährten Freiheit beraubt.

Dienstag, 14. Juni 2011
10:56

Audiovertonung

Stummer Schatten III

Als ob ich selbst nur ein Schemen wäre
Redet der Schatten an mir vorbei
Die mühsamen Worte die ich entbehre
Scheinen mir sinnlos, nur Selbstquälerei

Dann nähert er sich, als würd er nicht seh’n
Dass unsere Lichter schon vorgeeilt sind
Und ich und mein Schatten grad vor ihm stehn
Während die Heimreise endlich beginnt

Wir schreiten recht zügig die Straße voran
Zwei Schatten und später ein weiterer
Im höflichen Ton reden wir uns an
Und werden im Klang stetig heiterer

Dann lerne ich in mir ein Heute kennen
Als ob Gestern nie gewesen wär.
Und als unsere Wege sich schließlich trennen
Sind wir längst keine Schatten mehr.

Mittwoch, 8. Juni 2011

22:49

Audiovertonung