Zum Neujahr

Gewitter zieht auf in naher Fern‘.
So frag ich mich kleinlaut und leicht beschämt
Ob es schon Zeit sei zurückzukehr’n
Und mach‘ im Absatz kehrt, gelähmt.

Ob lang noch kurz oder derlei
So war‘s, gebändigt in eig‘nem Zaum,
Im selben Augenblick vorbei.
War es Täuschung, gar ein Traum?

Ich kehre still zurück nach Haus‘
Blende aus, was vorher war
Press‘ die Wörter aus mir raus
Frohes. Neues. Jahr.

11:55
Samstag, 31. Dezember 2011

Lebenselixier

Am Lebensabend wirst du fragen
Bist du am Leben? Hast du gelebt?
Ich bin am Leben, werd‘ ich dir sagen,
leb‘ weiter bis kein Herz mehr bebt

Ich sprach von Herzen, die ewig besteh’n,
sagte mir immer, ich hätt‘ meins im Griff
und musst‘ mir doch letztendlich eingesteh’n,
dass ich es noch nie vollends begriff.

Vergliche ich Herzen mit Hoffnung und Seel‘
So möge das Herz sie als festes Gefäß
Sammeln als milder Trunk parallel
Zur tickenden Uhr die neben ihr säß‘.

Sie zählt die Minuten, markiert die Stunden.
So kostbar auch jeder Tropfen noch sei
Nach jedem Schöpfen, nach allen Runden
Fühlt sich dein Leben erneut wieder frei.

Freitag, 30. Dezember 2011
20:23

Feuer fließ!

Gescheh’n ist gescheh’n.
Was ist, ist zuviel.
Soll die Zeit doch vergehn.
Ohne Start, ohne Ziel.

Ein Klumpen aus Segen und Unheil
Versperrt mir stur den Weg
Die Flut jagt rücksichtslos derweil
Machtvoll über mich hinweg

Feuer fließt, verbrennt die Haut
Die Rettung war doch lang in Sicht
All jenes was sich aufgestaut
Fällt zusammen und gebricht

Feuer fließ‘, dass sie nicht flieh‘n!
Soll der Fluss in Brand aufgehn
Feuermassen Säure spiel’n
Und gemeinsam untergehn.


Sagt‘ ich wirklich untergehn?
Wir geh‘n nicht unter, immer nur weiter.
Denn alles kann in Rauch vergehn,
doch Herzen blühn auf ewig… weiter.

11:00
Freitag, 30. Dezember 2011

Die Nacht des Jahrs

Ich erinnere mich an den Morgen,
als der Tag des Jahrs begann.
An den Mittag, der unverborgen,
Wie ein Fluss durch mein Leben rann.

Und auch der Abend steuert seinem
Betagten Ende träg entgegen
Und weder Schnee noch Wind schafft‘s meinem
Herzen Neues vorzulegen.

Die Nacht wirkt trüb, ergraut und rau
Mag das Alte je vergehen?
Seis drum, aus dem Morgentau
Wird ein neuer Tag entstehen.

Donnerstag, 22. Dezember 2011
11:14

Wahrnehmen

Ich öffne die Sinne, fühl‘ den Geruch
Taste mit Augen verbunden im Geist
Bilder und höre den Luftausbruch
Des Windes der sich um mich reißt.

Den Wind zieh ich in meine Lungen hinein,
Sehe die Farben des Wandels der Zeit
Und trete neu ein in ihren Schein
Bevor in mir die Reue schreit.

Wenn Gier meinen Sinn in den Fängen hält,
doch ich mich der Hoffnung ergebe,
fühl‘ ich die Reue, die von mir fällt
und nehm‘ mich erneut wahr – und lebe.

Mittwoch, 9. November 2011

06:00

Rosenfall

Ich drücke die rau trübe Glastüre auf
hole tief Luft und steige hinein.
Dann starr ich nach oben zum Duschkopf hinauf
Spüre die Tageslast, fühl mich unrein.

Die Schultern vor Schmerzen zusammengekrampft
regnet es brennend doch seltsam vertraut,
wie Wasser auf Feuer zischend verdampft
Rosen auf meine geschundene Haut.

Sie prasseln mit Dornen und Stielen hinab.
Wie tausende Nägel die Müdigkeit bannen
Und wetzen die Bürde der Tageslast ab
Bis meine Schultern sich wieder entspannen.

03:00 Uhr (Japanzeit)
Mittwoch, 7. September 2011

Nichtige Begleiter

Wenn die Zeit wie Wasserbäche
Durch ein Flussbett fließen würde
Und auf ihrer Oberfläche
Alles Alte schwimmen würde

So würden wir seh’n wie schnell sie fließt
Wie sie gnadenlos alles mit sich reißt
Und je mehr du dich diesem Anblick entziehst
Wird dir gewahr, worauf sie hinweist.

Wo wird der Strom der Zeit wohl enden
Wenn Horizonte sich immer erweitern.
Doch wenn wir uns ihnen stets zuwenden
Wird der Ballast zu nichtigen Begleitern.

Sonntag, 10.07.2011

09:59

Audiovertonung

Abschied

Schlaftrunken durchknete ich mein Gesicht
Während der Tag mich besonnen belacht
Ich nipp‘ an der Tasse und setz mich ins Licht
Und wart‘ bis die Sehnsucht in mir erwacht

Der Kreislauf des Denkens zeigt mir erneut
Wie schnell der Mond seine Runden dreht.
Bis die Asche erloschenen Feuers sich streut
Und aus altem Leid neuer Stolz entsteht

Bald kommt der Abschied von einem Geschenk
Das ich noch bis dahin behalten darf
Vergänglichkeit windet sich ungelenk
Um alte Chancen die ich einst verwarf.

Donnerstag, 07.07.2011
08:59

Audiovertonung

Maske der Unschuld

Ich fühl mich gerade wie katapultiert
In eine vollkommen vergessene Zeit
Ein Satz hat gereicht und ganz kurz gefriert
Mein Herz, das sich aus seiner Unschuld befreit.

Dann tau ich es auf mit zäher Geduld
Bis der Herzschlag sich wieder normalisiert
Und ziehe noch an die Maske der Unschuld
Während das Herz dumpf weiterpulsiert.

Vergang‘nes soll erst mal vergangen bleiben
Im Winter veralteter Zeiten vergraben.
Und weiterhin werde ich niederschreiben
Was ich und mein Herz beobachtet haben

Mittwoch, 29.06.11

00:57

Audiovertonung

Geheimnis

Die Schlacht wird wieder ausgetragen.
Im Schutze verborgener Undeutlichkeit
Umhüllt sich das Geheimnis verschlagen
In ein Gewand aus Zweideutigkeit.

Geflüster verschließt sich im Hintergedanken,
verheimlicht verzerrt ihre Aussicht nach mehr.
Lügen, die sich um Geschehnisse ranken
Trügen und trüben die Sicht allzu sehr.

Und letztlich bleibt alles im Herzen verborgen
Behutsam in hinterste Ecken getrieben
Denn heut‘ werd‘ ich all meine heimlichen Sorgen
Wie immer schon wieder auf morgen verschieben.

Dienstag, 28. Juni 2011
12:06

Audiovertonung

Geschützt: Traumtänzer

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Medusa

Inmitten versteinerten Sinnesreizen
Mit schlängelnder Mähne vor ihrem Gesicht
Versucht sie die Stimmung uns aufzuheizen
Die Stimmung vor ihrem letzten Gericht

Es fielen zum Opfer schon so viele Herzen
Und mit ihnen alles was in ihnen war
Sie spüren kein Leid mehr und auch keine Schmerzen
Sind schlichtweg erstarrt und unerreichbar

Ich weiche ihr aus mit Ruh‘ und Geschick
Und seh‘ überall ihre Spiegelung
Medusa der Herzen, wende den Blick.
In mir pocht der Zauber noch feurig und jung.

Montag, 20. Juni 2011
20:39

Audiovertonung

Was weiß der Acker vom Regen

Was weiß der Acker vom Regen
Außer dass er Leben bringt?
Und weiß der Regen hingegen
Dass er im Acker entspringt?

Der eine dreht ernsthaft tollkühne  Runden
um näher der Sonne entgegen zu fliegen
Doch kehrt dann nach unübersehbaren Stunden
Zurück um den Boden mit hochzukriegen

Dabei wäscht er eifrig die Erde aus
Befreit sie von all ihrer nutzlosen Last
Holt Bilder vom Jenseits aus sich heraus
Um sie einzuladen ohne jegliche Rast.

Wie kann Schweres jemals fliegen
Wenn die Natur es nicht erlaubt?
Letztendlich bleibt der Acker liegen
der nie gewährten Freiheit beraubt.

Dienstag, 14. Juni 2011
10:56

Audiovertonung

Stummer Schatten III

Als ob ich selbst nur ein Schemen wäre
Redet der Schatten an mir vorbei
Die mühsamen Worte die ich entbehre
Scheinen mir sinnlos, nur Selbstquälerei

Dann nähert er sich, als würd er nicht seh’n
Dass unsere Lichter schon vorgeeilt sind
Und ich und mein Schatten grad vor ihm stehn
Während die Heimreise endlich beginnt

Wir schreiten recht zügig die Straße voran
Zwei Schatten und später ein weiterer
Im höflichen Ton reden wir uns an
Und werden im Klang stetig heiterer

Dann lerne ich in mir ein Heute kennen
Als ob Gestern nie gewesen wär.
Und als unsere Wege sich schließlich trennen
Sind wir längst keine Schatten mehr.

Mittwoch, 8. Juni 2011

22:49

Audiovertonung

Tantenherz

Lebhaft zierlich, fast zerbrechlich
die Brille kurz zurechtgerückt
hatt‘ er damals doch tatsächlich
Jeden mit seinem Grinsen enzückt.

Heute nun nach drei vier Jahren
grinst er noch wie damals schon
spricht nun mit gebrochen klaren
Lauten – ungeschickt im Ton.

Er redet über sich im Scherz
Die Brille wie einst zurechtgerückt
hüpft in mir ein Tantenherz.
Das sich stolz im Glück entzückt.

05.06.2011

16:21

Sofa

Zusammengekauert lag ich
Geborgen zwischen kräftigen
Armen die mich mütterlich
Auch jetzt noch still besänftigen.

Vertraute Klänge im Elternhaus
Wogen mich sanft in den Schlaf
Und schalteten Licht und Gedanken aus
Bis der Abend dann doch eintraf.

Dann musste ich ihn verlassen
Bevor die Nacht einkehrt.
Um es kurz zusammenzufassen:
Mir war‘s die Ruhe wert.

Samstag, 04.06.2011
20:39

Audiovertonung

Stummer Schatten II

Heut hab ich ihn nicht geseh‘n, den Schatten
Doch ich weiß ganz genau wo er lauert
Ich werde ihm weiterhin einfach gestatten
Zu schweigen, so lang es auch dauert.

Ein hübsches Gesicht besetzt seine Art
Das immerzu mit den Lippen zuckt
Wenn er murmelnd jedes Wort an mir spart
Und mich umgeht als ob ihm nichts juckt.

Und wo wir schon längst dabei sind,
schneid ich noch einen Punkt an.
Der gestrige Schrei wurde nur vom Wind
Lediglich erstickt bevor er begann.

Donnerstag, 2. Juni 2011

11:15

Audiovertonung

Stummer Schatten

Graublau starren mir Wolken hernieder.
Folgen dem Licht künstlicher Sterne
Sie formen sich neu und immer wieder
Folgt ein Schatten mir aus der Ferne

Und als ich den Hof durchquere
Bricht die Himmelsdecke entzwei
Ich atme tief durch und gewähre
Dem Schatten den letzen Schrei

Doch so sehr ich ihn auch ersuche
gibt er nichts über sich preis.
Bis ich im Herzen schon fluche
Weil ich nichts über ihn weiß.

Mittwoch, 1. Juni 2011
21:03

Audiovertonung

Der Vertrag

Hatt‘ ich mich damals dem Tod verkauft
Als ich den Stift auf das Blatt anlegte?
Hatt‘ ich mich damit umgetauft
Als ich meine Wahrheit widerlegte?

Sie lassen mich Gescheh‘nes hören
Geschichten, Bilder, Pläne sehen
Zwingen mich jenen abzuschwören
Die zwischen mir und ihnen stehen.

Werden sie wohl meine letzte Ehre,
Stolz und alles, was bleiben wird,
wenn ich dann schließlich zurückkehre
auch noch mir nehmen – unbeirrt?

Vorübergehend verbleibe ich
ohne Antwort, ohne Fragen.
Wer weiß schon letztendlich
Welchem Ziel wir uns entgegen wagen.

14.05.11 00:10 Uhr

Auszeit

Erhobenen Hauptes stolzieren wir los
Mit aufgesetzt beseeltem Lachen
Werfen Kupfer in Hüte, hochachtungslos
Während Bärtige darüber wachen.

Im seligen Glanz falscher Einbildungen
Nicht sich sondern Welten verändern zu wollen
Verfallen wir leicht den Verpflichtungen
Die uns in die Zukunft entführen sollen

Warum nicht dem Stolz auch Auszeiten gönnen
Und uns von Verpflichtungen trennen?
Was zählt ist nicht Schwäche zeigen zu können
Sondern die Schwachheit anzuerkennen.

Audiovertonung

Das Loch im Horizont

Erschütterungen aus der Front
Dringen durch zu unserer Stadt
Ein Loch verziert den Horizont
Das man dort hinterlassen hat

Sie sind zu hastig hingegangen
dem trügerischen Ziel entgegen
Erneut die Freiheit einzufangen
Allein der Mütter Kinder wegen

Hineingezerrt und aufgezehrt
vom Loch, das in der Ferne schwebt
Wird ihnen nicht mal Licht gewährt
Dass uns das Herz vor Leid erbebt

Doch fügen wir recht unnötig
Bloß unser Geld dem Leid hinzu
Und ziehen dann nur lediglich
Den Vorhang vor den Fenstern zu.

19:43

Älter

Es tröstet mich und freut mich
Ein Bild von dir vor mir zu sehn
Es ist so unerträglich.
Wie konnte das damals gescheh’n?

Erinnerungen an die Zeit
die unbeschwert vor Augen steh‘n
stehen nun vor mir bereit
um in Schmerz unter zu geh‘n

Es hat mir nie gefallen,
dass du älter warst als ich.
Ich muss die Fäuste ballen
In Gedenken an dich.

Und lege ich die Zeit hin
Bemerke ich bestürzt
Dass ich nun plötzlich älter bin
Was meinen Tag verkürzt.

Die Wahl

Sie sagen die Welt sei nicht einfach
Was bringts ihm das zu wissen.
Als er damals die Reise anbrach
nur begleitet von seinem Gewissen

konnt er nicht ahnen, wie schwer es sein wird.
So oft ist er auf seinem Weg hingefallen
Zu helfen hat man nicht mal probiert.
Er wird es euch nicht verzeihen, euch allen.

Sie sind einfach weiter vorgerannt.
an Wurzeln hatt er sich verfangen
lief weiter im Schatten, unerkannt
merkte nicht mal woher sie entsprangen

Doch eh er sich nun doch noch versieht
Ziehen sie sich fest um seine Beine
Ein Schritt macht nun keinen Unterschied
Er gibt sich nun hin an die Leine

Menschen kommen und gehen vorbei
Im Schatten ist er unsichtbar
Ohnehin ist es ihm einerlei
Was mit ihm geschieht und geschehen war.

Da lässt jemand plötzlich kurzerhand
Ein Messer vor ihm nieder fallen.
er blickt auf seine ruhende Hand
Dann auf die Wurzeln die sich um ihn krallen.

Samstag, 26. Februar 2011
20:14

Blaue Fäden

Blaue Fäden markier‘n die Tat
des Handwerks langer Arbeitszeit
der draußen und entlang dem Pfad
der Wahrheit seine Lüge leiht.

Sie haben es geschafft schon einen
Von den anderen raus zu bringen
Ob sie mir wohl auch erscheinen
Indem sie in dies Raum eindringen?

Ich band mich fest ans Bettgestell
Um nur bloß nicht rauszufallen
Doch während ich nun doch feststell
Dass mir die Gurte nicht gefallen

Reiß ich mir die Fesseln weg
Und schwing mich aus dem Bett hinaus
Schmerzen fahr’n durch mich hinweg
Und alle Lichter gehen aus

Blaue Fäden zieh‘n mich fest.
So steh und hebe ich mich auf
Und als der Schmerz doch noch nachlässt
Laufe ich den Pfad hinauf.

Samstag, 26. Februar 2011
13:55

Zehn Tage weisse Wände

Die Wände wirken diesmal milder
Vor den Winkeln meines Gesichts
steht ein Bildschirm tot und Bilder
hängen still im weißen Nichts.

und als das Himmelblaue auch
noch scharf das grüne Bild verbläut
erwart‘ ich nur sehnlichst den Hauch
vom Frühling, der die Stadt bestreut.

Das leise Summen der Geräte
Im dunstig warmen Ruheraum
lullt mich ein und ich betrete
Den lang ersehnten Frühlingstraum

Zehn Tage weiße Wände
Zehn Nächte langes Sehnen
Gehen doch schon bald zu Ende
Kein Grund sie zu erwähnen.

Die Alte

Vergangene Worte –
was sind sie dir wert
Wenn sie die verdorrte
Zeit mit sich zerrt?
Wie Blätter die einst
ihre Krone erhellten –
Auch wenn du meinst,
das wird dir nicht gelten –
So bringen sie Kindern
das Klagen bei
Denn Klagen verhindern
die Träumerei

Wohin mit dem Laub
der entseelten Glieder
Die sich mit dem Staub
alter Klagelieder
Im Licht der natürlichen
Pflanzenmassen
Den ganz willkürlichen
Entschluss fassen
Sich der Stunde
erneut hinzugeben
Und in der Runde
vereint abzuleben?

Dann wird gesagt,
die Freiheit ist nah,
Rasch kommt betagt
die Alte her da
und alle Gebrechen
gehen verloren.
Worte zu sprechen
hat sie geschworen.
Aufs Höchste erhaben
fegt sie dahin
in Gedanken vergraben
doch mit kaltem Scharfsinn.

Ein einziges Wort
und Friede bricht aus
Die Klagen sind fort
und Sie eilt voraus
Den Rücken bepackt
mit der Last der Glieder,
Im neuen Auftakt
alter Freudenlieder
Schreitet sie nun
alsbald von dannen
Um das zu tun,
wonach alle sich sannen.

Es ist noch da

Schaudernd spür ich die Leere
Die plötzlich in meiner Linken
Als würd sie in mich versinken
Entsteht als ich heimkehre.

Mein pochendes Herz ist verschwunden
Wo ist es nur plötzlich hin?
Das macht überhaupt keinen Sinn
Hatt ich es doch eben hier aufgefunden.

Voll Angst fragen sich meine Lippen
Ob man es mir entrissen hat.
Dann spür ich es an meiner Linken statt
An meiner Rechten mich antippen.

„Ich bleibe bei dir jeden Tag.
Reise in dir nur gern umher
Links ist nun alles geräumig leer.
Viel Platz für was nun kommen mag.“

20:45

In Memoriam

Im Widerschein der müden Kerzen
Die sich hier versammelt haben
Will ein Kreis schmerzender Herzen
gemeinsam ihren Stolz begraben

Wer wird sich wohl an Ihn erinnern?
Wenn unsere Kerzen verglimmen
Könnte das Leid in unserem Innern
Unbekannte Höhen erklimmen.

Wer weiß, vielleicht auch überhaupt nicht.
Wer vermag das schon zu sagen?
Eines Mutters Herz zerbricht
wen kann sie jetzt noch anklagen?

In diesem Moment gedenke ich eines
stolzen Herzens unter dem Gestein.
Möge die Nachricht seines Steines
Den Trauernden ein Lichtschein sein.

Donnerstag 12.08.2010    15:05

Audiovertonung

Säckchen voll Glück

Der Himmel glänzt silbern hoch über mir.
Durch Wasser und mit der Stille vereint
Schreite ich langsam durch feines Getier
Bis das erste Dach der Ruine erscheint.

Hier steh ich nun zwischen schlafenden Scherben
Der matten Baracken der einst schillernden Stadt.
Manchmal löst sich ein Fels um zu sterben
Des lustlosen Daseins und der Sehnsucht  satt.

Um meinen Gurt hängt ein Säckchen voll Glück
Sorgfältig aus den Trümmern sortiert.
So lauf ich reih um und Stück für Stück
Wird die Saat verstreut die den Tod infiltriert.

Und mit meinem großen Ziel vor Augen
Kämpf ich gegen matte Lebenszeichen,
obzwar meine Schritte und Höh‘ nicht viel taugen
Streck‘ ich mich um die Dächer zu erreichen.

Dann ruf ich seufzend, Ach, könnt ich doch fliegen!
Und wag‘ einen Sprung, der mich abheben lässt.
Ströme umfassen mich, die dem Grund entstiegen
Und tragen mich durch die Dächer und Geäst.

Unbewusst komm‘ ich dem Himmel näher.
Drück‘ mich in Spalten, bis an den Rand.
Dann ist es geschafft. Das Säckchen ist leer,
bis auf ein paar Körnchen in meiner Hand.

Erschöpft wend‘ ich mich dem Himmel zu.
Und staun‘, denn es gibt einen Weg hinauf.
Ein Kreischen ertönt und ein Plätschern dazu
Und für einen Moment reißt der Himmel auf

Ein fliegendes Tier sticht durch Raum und Zeit.
In meine Welt und reißt mich hinauf
Ich zerre und fleh‘, dass er mich ausspeit
Doch alles wird schlimmer, der Raum bläht sich auf

Ich falle unsanft und wohin ich auch blick
Kein Grün mehr, kein Blau, das sich offen verbirgt
Alles was bleibt ist mein Säckchen voll Glück,
das im Bauch des Getiers einen Schmerz bewirkt

Dann schießt es mich mit einem Ruck hinaus
Und Ich falle hinab und durchstoße das Glatt
Von Strömen umfasst gleite ich nach Haus‘
Und begrüße erfreut meine neue Stadt.

19:30